Allgemeine Informa­tionen

Was ist sexualisierte Gewalt?

Sexualisierte Gewalt ist eine Form von Gewalt, bei der eine Person sexuelle Handlungen gegen den Willen einer anderen Person ausführt, um ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Oft geht es bei dieser Art von Gewalt nicht nur um sexuelle Befriedigung, sondern auch um das Ausüben von Macht und Kontrolle.

Sexualisierte Gewalt kann verschiedene Formen annehmen, wie anzügliche Bemerkungen, unangemessene Blicke, das Erstellen von pornografischem Material mit Kindern oder Jugendlichen, Zungenküsse, Berührungen an intimen Körperstellen wie Gesäß, Brust, Genitalien oder Penetration. Sie kann auch in Form von Vergewaltigung auftreten, sei es vaginal, anal oder oral, manchmal auch unter Verwendung von Gegenständen.

Kinder und Jugendliche haben aufgrund ihres Alters und ihrer begrenzten Lebenserfahrung nicht die Fähigkeit, solchen Handlungen bewusst zuzustimmen oder sie abzulehnen. Bei Kindern unter 14 Jahren wird grundsätzlich angenommen, dass sie nicht in der Lage sind, sexuellen Handlungen zuzustimmen, selbst wenn ein Kind scheinbar zustimmen würde. In jedem Fall werden solche Handlungen als sexuelle Gewalt betrachtet.

 

Was ist der Unterschied zwischen sexualisierter Gewalt, sexueller Gewalt und sexuellem Missbrauch?

Diese Begriffe beschreiben im Grunde das Gleiche. In rechtlichen Dokumenten und in den Medien wird oft der Begriff „sexueller Missbrauch“ verwendet, um sexuelle Handlungen zu beschreiben, die an Kindern und Jugendlichen vorgenommen werden. Der Begriff „sexualisierte Gewalt“ betont jedoch stärker, dass sexuelle Handlungen als Mittel zur Ausübung von Gewalt eingesetzt werden.

 

Wo findet sexualisierte Gewalt statt?

Sexualisierte Gewalt tritt am häufigsten im persönlichen Umfeld von Kindern und Jugendlichen auf, selbst in der Familie sind nicht alle Kinder vor dieser Gefahr geschützt. Im Vergleich dazu kommt es seltener zu sexualisierter Gewalt durch Fremde, als viele Menschen annehmen.

Auch im digitalen Raum findet sexualisierte Gewalt statt, beispielsweise über Plattformen wie Instagram, TikTok, WhatsApp oder Threema. Hier können Täter:innen oft ihre Identität hinter einer virtuellen „Maske“ verbergen.

 

Wie gehen Tatpersonen vor?

Täter:innen gehen systematisch und gezielt vor, indem sie folgende Methoden anwenden:

  • Sie nutzen ihre eigene Machtposition und Autorität sowie die Abhängigkeit der Kinder und Jugendlichen aus.
  • Sie setzen die Liebe, Zuneigung und das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen gezielt für ihre Zwecke ein.
  • Sie profitieren von der Bereitschaft der Kinder, Erwachsenen zu gehorchen und nett und freundlich zu sein.
  • Sie machen sich die Unwissenheit von jungen Menschen im Bereich der Sexualität zunutze.

Täter:innen handeln aktiv, um die Entdeckung des sexuellen Missbrauchs zu verhindern, indem sie:

  • Druck auf die Opfer ausüben, um sie zur Geheimhaltung zu zwingen
  • Kinder und Jugendliche möglicherweise mit körperlicher Gewalt oder Bestechungsmitteln zum Schweigen bringen
  • Schuldgefühle bei den Kindern hervorrufen
  • gezielt die Wahrnehmung der Opfer verwirren und sich als „Kinderfreunde“ darstellen

 

Strafanzeige: ja oder nein?

Die Entscheidung, ob im Fall von sexualisierter Gewalt eine Strafanzeige erstattet werden sollte, ist komplex. Es gibt gute Gründe sowohl dafür als auch dagegen. Niemand ist zur Anzeige verpflichtet. Es ist wichtig, sich gut zu informieren und die Entscheidung bewusst zu treffen.

Eine Strafanzeige kann zur Verarbeitung der Gewalterfahrung beitragen und das Gefühl vermitteln, dass das Unrecht anerkannt wird. Allerdings kann sie auch belastend sein und führt nicht immer zur Verurteilung der Täterperson.

Für eine Anzeige ist die Sicherheit des oder der Betroffenen entscheidend. Eine anwaltliche Unterstützung sowie psychosoziale Begleitung können hilfreich sein. Wir unterstützen Sie gerne bei der Entscheidungsfindung!

 

Verdacht auf sexualisierte Gewalt

Ihr Kind hat sich in letzter Zeit stark verändert und Sie vermuten, dass sexualisierte Gewalt die Ursache sein könnte? Wir nehmen Ihre Sorge ernst und können gemeinsam nach den Gründen für das Verhalten Ihres Kindes suchen, wobei wir auch andere mögliche Erklärungen in Betracht ziehen.

Kinder finden es oft schwer, über Gewalterfahrungen zu sprechen, aus verschiedenen Gründen. Manchmal erkennen sie aufgrund ihres Alters und Entwicklungsstandes nicht, dass ihnen Unrecht angetan wurde. Sie haben möglicherweise wenig Wissen über Sexualität und sexuelle Handlungen und empfinden dieses Thema als schambehaftet oder beängstigend.

Häufig setzen Täter:innen die Kinder unter Druck oder überzeugen sie davon, dass diese Handlungen „normal“ seien. In den meisten Fällen handelt es sich bei sexualisierter Gewalt um eine Beziehungstat, bei der die Betroffenen eine enge Bindung zur Täterperson haben, die sowohl liebevoll als auch missbrauchend erlebt wird.

Manche betroffene Kinder sprechen selbst bei direkter Befragung durch enge Bezugspersonen nicht über den Missbrauch. Wenn sie über sexuelle Gewalterfahrungen sprechen, geschieht dies in der Regel mit einer Vertrauensperson, die sie als fürsorglich und unterstützend erleben.

Die Klärung eines Verdachts auf sexuellen Missbrauch bzw. sexualisierte Gewalt ist ein langwieriger Prozess, der in Gesprächen mit Ihnen als Eltern und Bezugspersonen stattfindet. Wenn Sie einen Verdacht haben, suchen Sie frühzeitig Beratung auf. Wir stehen Ihnen zur Seite, um Ihren Bedenken nachzugehen. Wichtig ist, die mutmaßliche Täterperson nicht mit den Aussagen des Kindes zu konfrontieren, da diese ihre Opfer oft unter Druck setzen, um sie zum Schweigen zu bringen. Eine frühzeitige Konfrontation könnte dazu führen, dass das Kind seine Aussagen zurückzieht.

 

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